In den 18 Kapiteln von Band 1 (»Grundlagen«) geht
es um die alten erotischen Rätsel in Sprache und Mythos,
Schrift und Literatur. Da es in Wissenschaft und gehobener
Gesellschaft keine brauchbare Sprache für die
dargestellten Gegenstände gibt, reduziere ich zunächst
das Grundvokabular des Urogenitalbereichs (Instrumental-
und Funktionswörter) auf etwa 400 handliche Abkürzungen,
die meist von den lateinischen Fachtermini abgeleitet
sind. Diese »Schlüssel« erscheinen dann im
ganzen Buch als Dekodierungsformeln im laufenden Text.
Nach dieser Vorbereitung werden alle Organe des
menschlichen Körpers auf den Genitalbereich projiziert
und anschließend auch geometrische Grundformen und
platonische Körper in gleicher Weise betrachtet. Eine
Untersuchung der Ideogramme in steinzeitlichen Höhlen
macht die urgeschichtliche Herkunft des Impurismus
wahrscheinlich. In grauer Vorzeit wurden Cunnus,
Kulthöhle und Kosmos als ähnlich wahrgenommen und
parallel benannt. Die Spuren des Vorgangs finden sich in
den Sprachen der Gegenwart, und Eingeweihte wissen es. Die
Deutung von christlichen, germanischen, griechischen und
ägyptischen Mythen und Mysterien bestätigt und erweitert
den Ansatz und führt zu einem impuristischen Weltbild, in
dem Götter und Geister in den Rollen der organa
genitalia (und ihrer Teile) agieren.
Lange Zeit nannte ich diese Sicht der Welt das »doppelte
Weltbild« und meinte ein elliptisches, »einmal
geklapptes« UniVersum aus zwei weiblichen GeniTälern.
Eine Hälfte (meist die untere) war ursprünglich ein
männliches Genital und kann immer wieder auf seinen Platz
gedacht werden. In den griechischen Mythen (mit Kopreus)
und in Grimms Märchen entdeckte ich die hintere Unterwelt
und entwickelte fast am Ende meiner Untersuchung eine
vollständige vierteilige »impuristische Raumordnung«,
die ich wegen der Form des griechischen Kreuzes das »Weltbild
der Windmühle« nennen möchte. Die Umrisse ähneln
dem Templerkreuz (vgl. Cover zu Bd. II). Mit diesem Bild
im Kopf erschließen sich dem Leser die alten Mythen und
wesentliche Beispiele von Literatur.
Die umfangreichen theoretischen Grundlagen werden durch
206 ganzseitige Bildtafeln anschaulich dargestellt
(davon 92 in Farbe). Die Bilder sind nicht dekorative
Illustrationen, sondern ein notwendiger Leitfaden des
Gedankengangs im Text. Mit über 4400 zitierten Belegen
will ich die beinah unglaublichen Zusammenhänge
absichern. Es soll plausibel werden, daß ich die Poetik
des Impurismus nicht erfunden, sondern nur entdeckt habe.
Viele literarische Werke aus allen Zeiten - bis hin zu
Enzensbergers »Weltsprache der modernen Poesie« -
beruhen auf einer verschollenen, uralten Weisheitslehre,
die bisher nur verschwiegenen Eingeweihten bekannt ist.
Die Theorie kulminiert am Anfang des zweiten Bandes, wo
eine poetologische Überleitung, »Impurismus in der
Literatur«, die methodisch-praktische Brücke zu den
literarischen Analysen bildet. Diese Dekodierungen
(nicht "Interpretationen"!) von bisher
hermetischer Literatur wollen die Richtigkeit der Theorie
durch Anwendung auf schwer verständliche Texte beweisen.
Ich muß den Platz für wenige Schwerpunkte nutzen, um dem
Vorwurf zu entgehen, aus der Welt der Literatur nur viele
einzelne »lösbare« Texte gesammelt zu haben. Dekodiert
werden zehn wichtige Sprüche aus dem altägyptischen
Totenbuch, ein Runenlied aus der Edda, die Offenbarung des
Johannes, Grimms Märchen (26 Stück), Lyrik von Hans
Magnus Enzensberger (aus »Verteidigung der Wölfe«) und
wenige Gedichte von Benn, Bachmann, Brentano, Schiller,
Rittershaus und Rimbaud. Die Poetik des Impurismus müßte
der Sprach- und Literaturwissenschaft ganz neue Impulse
geben.
Zu dem Terminus 'Impurismus' wurde ich angeregt
durch Texte von Pablo Neruda (1947), die unter dem Titel Poesía
sin pureza / Poésie impure 1954 von Hans
Magnus Enzensberger übersetzt und zweisprachig
herausgegeben wurden. Natürlich wird der Terminus
'poésie impure' im Verhältnis zu den benachbarten
'poésie pure' und 'poésie engagée' betrachtet (vgl.
Textprobe). Ich meine mit »Impurismus« nicht nur die
grobe Kennzeichnung des sublimierten Inhalts (der in
anderer Sprache Pornographie wäre), sondern auch die
aufgedeckte Poetik und das Weltbild der Windmühle
dahinter, das den praktischen Analysen ihre stringente
Bildhaftigkeit gibt. Mit der Fülle des Stoffes, den ich
aus vielen Fachgebieten zusammengetragen habe und
autodidaktisch zu überschauen wage, entsteht eine
vielseitige Theorie, die den Experten neue Ansätze
bietet, nicht nur in der alten und neuen Philologie,
sondern auch in Mythologie und Märchenforschung, in
Ägyptologie, Judaistik, Nordistik, Philosophie und
Theologie. Auch Kunst, Architektur und Musik sind
betroffen. Die Ausgrenzung esoterischen Wissens wird
überwunden, denn in Astrologie, Kabbala und Tarot sind
die alten Weisheiten bewahrt.
Die Zeit ist reif für eine Entwicklung, für einen
geistigen »Ruck«, der die Werke der Kulturschaffenden
den Benutzern und Genießern erschließen kann. Es wäre
doch zu schade, wenn solch ein intellektueller Spaß der
gebildeten Menschheit weiterhin vorenthalten würde! Denn:
"Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar"
(Ingeborg Bachmann, 1959). Lesen Sie selbst, damit Ihnen
die Augen aufgehen! Bilden Sie sich Ihr eigenes Urteil!
Nur mit dem Wissen vom Impurismus gehören Sie zu der
kulturellen Elite, die Kunst und Literatur prägt und
versteht. Und hier gewinnen die Experten ein riesiges
Arbeitsfeld, auf dem noch echte Pionierarbeit zu leisten
ist. Auch ein impuristisches Wörterbuch ist ein
dringendes Desiderat, das man zunächst aus der Theorie
der Poetik entwerfen könnte: als Liste möglicher
impuristischer Vertauschungen und Verfremdungen.
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